Ende Februar muss die alte Transportseilbahn, liebevoll Käthi genannt, dem Bau der neuen Luftseilbahn zwischen Stechelberg und Mürren weichen. Wir blicken zurück auf über 50 Jahre ihrer treuen Dienste für die Schilthornbahn.
«Fahrt öppe ds Käthi grad?» – so klingt es des Öfteren, wenn eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter der Schilthornbahn rasch und abseits des Menschentrubels nach Mürren oder von dort zurück möchte. Käthi? Nein, es handelt sich dabei nicht um die Kabinenführerin, die gerade Dienst hat. Je nach Dialekt Kätha oder Käthi ausgesprochen, wird die Transportseilbahn zwischen Stechelberg und Mürren genannt. Sie stand seit jeher immer ein wenig im Schatten ihrer grossen Schwester, der öffentlichen Luftseilbahn, die von Beginn an Reisende und Einheimische via Gimmelwald auf den Berg und zurück transportieren durfte. Eigentlich zu Unrecht, denn Käthi ist älter und fungierte ursprünglich als Transportseilbahn für den Bau der offiziellen Luftseilbahn. Sie blieb auch nach dem Bauende in Betrieb und leistet seit jeher einen unentbehrlichen Dienst beim Transport von Gütern aller Art über die steile Mürrenfluh. Sogar Vieh durfte schon mitfahren! Die Bahn wurde über die Jahre mehrmals umgebaut, allerdings beschränkte sich ihre Hauptaufgabe stets auf den Materialtransport.
Mit Käthi fast vor Bundesgericht
Als in der Mitte der Achtzigerjahre die revidierte Luftreinhalteverordnung die Schliessung der Kehrichtverbrennungsanlange in Mürren verlangte, musste der Mürrener Kehricht fortan professionell und mit speziellen Containern ins Tal transportiert werden. Die Schilthornbahn forderte dementsprechend die Umrüstung der Transportseilbahn für den Transport sowohl von schweren Gütern als auch von Personen. Es entbrannte eine hitzige Auseinandersetzung mit der Bergbahn Lauterbrunnen-Mürren (BLM), die sich nach einem Vorstoss der Schilthornbahn in den Siebzigerjahren, die Bahn auch für Personentransport einzurichten, erneut im Betrieb konkurrenziert sah. Es wurde gar gedroht, die Angelegenheit bis vor Bundesgericht zu bringen. Das Stimmvolk im Tal sagte zwar am Ende Ja zum Ausbauprojekt und es konnte umgebaut werden; die Kapazität für Personen blieb aber aufgrund eines bestehenden Abkommens mit der BLM auf acht Personen beschränkt. Erst im Jahr 2000 entspannte sich die Lage rund um den lokal bekannten «Ghüderkrieg» und nach einem erneuten Umbau durfte auch Käthi bis zu 50 Personen transportieren. Als Bahnersatz während den Revisionen, bei grossem Andrang nach Events oder eben für einen schnellen Transfer wird immer wieder gerne auf Käthi zurückgegriffen. Ihre zentrale Aufgabe ist und blieb aber der Transport von Gütern.
Ära geht zu Ende
Nun ist die Zeit gekommen, dass Käthi der neuen, steilsten Luftseilbahn der Welt weichen muss. Eine Ära geht zu Ende! Ein paar Dutzend Meter neben Käthi wurde bereits eine neue Materialseilbahn gebaut. Denn Käthi selbst steht genau im Luftseilbahnkorridor der zu bauenden Bahn. Noch bis am 26. Februar 2023 wird sie treu ihre Dienste leisten, dann ist Schluss. Wer vor ihrem Abriss noch einmal – oder zum ersten Mal überhaupt – mit der Bahn fahren möchte, kann das ab dem 3. Januar täglich von 8 bis 14 Uhr jeweils zur vollen Stunde ab Stechelberg. Im Angebot inbegriffen ist ein 30-Franken-Gutschein für eine Konsumation im 360°-Restaurant Piz Gloria auf dem Schilthorn. Hier geht es zum Angebot: www.schilthorn.ch/135/de/Kathi_-_Promotion
Warum Käthi?
Abschliessend wollen wir aber noch aufklären, warum Käthi überhaupt Käthi heisst: Nach einem Bahnumbau im Jahr 1987 wurde eine kleine Tauffeier organisiert. Die damalige Taufpatin wurde spontan gefragt, wie den die Bahn heissen soll. Die überfragte Patin wendete sich hilfesuchend an ihren Mann. «Sag doch einfach Käthi», meinte dieser. Warum gerade Käthi? Das bleibt auch für uns ein Geheimnis. Die Taufpatin und Frau des Namensgebers hiess jedenfalls Hedy.